«Du kannst keine grossen Dinge tun. Du kannst nur kleine Dinge mit grosser Liebe tun.» (Mutter Teresa)
Ab und zu bin ich im Atelier Malenden begegnet, die sich ein grosses Blatt nicht zutrauen. Andere wissen ganz genau, dass sie etwas kleines malen möchten. Es gibt auch Klienten, die ein grosses Blatt richtig geniessen und ihrem Ausdruck freien Lauf lassen.
Am Anfang meiner Ausbildung zur Maltherapeutin wuchsen meine Bilder von Monat zu Monat. Am ersten Blatt wurde ein zweites angemacht, dann ein drittes… Grosse Figuren und Bäume entstanden. Es ist sehr eindrücklich vor einem grossen Bild, das gerade kreiert wurde zu stehen. Wir erkennen, dass durch uns etwas ausgedruckt wird, dass wahrgenommen werden möchte, das real werden möchte, das seine Wichtigkeit für uns und für die Welt kundtut. Ein starkes Freiheitsgefühl begleitet diesen Prozess.
Kürzlich habe ich das Bedürfnis, nach ganz kleinen Formate. Was ist das für ein Bedürfnis? Ich denke, es geht darum, etwas zusammenzufassen und zu verdichten, so dass es wie einen kleinen Schatz mitgenommen, bzw. weitergegeben werden kann. Ein Baum wächst und wächst, unterlässt aber sein ganzes Erbe in einem kleinen Samen. Das Wesentliche ist das ganz kleine, das weitergegeben wird.
So befinden wir uns im Atelier, wie im Leben, in diesem Prozessfluss zwischen gross und klein. Wir sind gross und klein zugleich. Unsere Vorhaben sind gross und klein zugleich. Ein Makrokosmus begrüsst uns in einem Mikrokosmus. Ein Mikrokosmus eröffnet uns den Weg auf das ganze Universum.
Es gibt Kinder, die malen sich sehr klein auf das Blatt. Oft sind es Kinder, die sich wenig zutrauen, die Angst haben ihren Platz im Leben einzunehmen. So kann es hilfreich sein, jemanden im Malen zu unterstützen grösser und mutiger zu werden. Umgekehrt gilt es zu erkennen, wenn das Bedürfnis klein zu malen, aus einem ganz besonderen Prozessmoment entsteht, in dem etwas Kostbares geschützt werden möchte oder als kleines Geschenk entsteht. Bei Müdigkeit ist es meistens auch ratsam, sich nicht zu viel vorzunehmen und sich in einem Malraum zu bewegen, das nicht überfordernd ist.
Gross oder klein? Wie oft in der Maltherapie gibt es kein allgemeingültiges Rezept, sondern ein Spielen mit- und Erkunden von- sich ergänzenden Qualitäten.